Rheinepisoden

cof_vivid

Mit der Strömung fliegen die Rheinkilometer dahin – so fühlt es sich an. Zu schnell geht es Richtung Heimat, wir bremsen mit mehr Zeit in den großen Städten, die sich wie eine Perlenkette am breiten Fluss aufreihen. Karlsruhe, Mannheim, Mainz, Wiesbaden, Bonn, Köln, Düsseldorf und in Duisburg verlassen wir schon den Rhein. Vollgepackt mit Geschichte, Kultur und anderen Eindrücken geht es nun wieder in die Kanäle.
Wir erinnern uns gerne an Gernsheim, auf den Spuren unserer Bootseltern, die hier einige Jahre wohnten. So gab es aus der Ferne wunderbare Reisebeschreibungen und Insidertipps für die Rheinfahrt, Danke Euch! Hier trafen wir auch Gunter, mein Klassenkameraden, der uns einen wunderschönen Tag in Darmstadt und Umgebung bescherte. Wir wurden verwöhnt, auch durch das frühlingshafte Wetter im Februar.
Wie es aber immer ist mit der Bootsfahrt, widerfährt einem nicht nur das Angenehme. Bei der Ausfahrt aus einem Vereinshafen touchieren wie ein anderes Boot und verbiegen uns die Reling. Pflichtbewusst melden wir den Vorfall dem Verein obwohl wir augenscheinlich keinen Schaden am anderen Boot gesehen hatten. Denkste, auch hier hat es die Reling erwischt und unsere Versicherung muss ran. Nur wussten wir nicht, dass diese Reling aus purem Gold war.
In einem anderen Vereinshafen waren wir wohl trotz Anmeldung nicht ganz willkommen. Zumindest entstand ein Schließproblem mit der besonders gut gesicherten Tür zum Hafen. Der Stacheldraht erinnerte mich an Grenzanlagen. Nach einer Beratung im Vereinsvorstand wurde das Zahlenschloss für uns freigeschaltet, ab 22:00 Uhr sollte das aber auch nicht mehr gehen. Am ersten Abend waren wir pünktlich, am zweiten nicht. Wir hatten es eben einfach vergessen. Da standen wir nun gegen 23 Uhr vor der Grenzanlage. Es war uns natürlich peinlich, um diese Zeit den Hafenmeister anzurufen. Die Antwort hat uns aber doch verblüfft: „ich stehe jetzt nicht mehr auf, muss morgen früh raus“. Kurze Ermittlung der Lagesituation: kein Hotel in der Nähe, kein Bus mehr in die Stadt, klettern unmöglich. Da sehe ich eine Verankerungskette knietief im Wasser, sie führt an der Tür vorbei, hat aber noch anderthalb Meter Abstand zum Steg und dann ist da noch der Stacheldraht. Mir geht durch den Kopf: vor 20 Jahren hätte ich das gemacht. In dem Augenblick fällt mir aber die Alterative ein und auf die Parkbank habe ich keine Lust. Also, Handy und Portemonnaie zu Grit und los geht´s. Ich schiebe mich im kalten Wasser auf der glitschigen Kette nach vorn, der Stacheldraht freut sich über meine Jacke. Ein Hechtsprung und ich hänge am Steg, die Tür öffnet sich von innen und wir sind drin (Luftbild ist nicht von diesem, sondern vom herzlichen Düsseldorfer Hafen).

Eins ist aber klar, die schönen Erlebnisse wird es uns nicht trüben. Wir haben auch hier wieder wunderbare Menschen kennen gelernt. Der Rhein war für uns etwas ganz Besonderes, wir kommen gerne wieder. >Gunter<


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert