Ein unscheinbarer Designer

Wir sind in Vallabrègues. Es ist ein winziger Ort mit einem ebenso kleinen Hafen, der aber allen Luxus – Strom und Wasser, für uns bereit hält. Am Steg werden wir von zwei Damen so in meinem Alter empfangen. Sie helfen uns bei dem Anlegemanöver gegen den Strom, dass etwas tricky ist. Schnell kommen wir ins Gespräch – beide sind im Englischen gut unterwegs. Wir erfahren von der Französin, dass sie mit ihrem Mann auf dem Boot lebt. Die andere Frau wohnt auf einem hochseetauglichen Schiff und kommt aus Szczecin. Sie sind auf den Meeren u.a. in Marokko und Corsica unterwegs. Oh welcher Schmacht – das wäre für unsere Corsica auch ein schönes Ziel im Sommer…

Wir fühlen uns hier gleich wohl und entscheiden einen Tag zu bleiben und den Ort am nächsten Tag malend zu erkunden. So ziehen wir gegen Mittag bei schnuffligem Nieselregen los und suchen den großen Marktplatz auf. Er ist gesäumt von den hier so typischen Platanen und hat eine herrliche Bar mit einem überdachten Vorplatz. Wir sind beide mit dem Laptop ausgerüstet und frönen so unserer Zeichenlust in diesem neuen digitalen Medium.

Als kleines Abschlussbonbon sagte uns Google, dass es hier ein geöffnetes Museum geben soll. Wir schlendern durch die vom Regen glänzenden Gassen und empfinden den Ort schon als ein einziges Gemälde – sehr idyllisch. Neugierig spähen wir durch die Fenster in einen kleinen Raum. Die Tür geht auf und wir werden hineingebeten. Wir erklären, dass wir auf der Suche nach dem Museum sind. Das ältere Pärchen sagt uns, dass zu dieser Zeit nichts geöffnet ist. Der Mann sitzt inmitten von Weidenbüscheln. Mit einer Häkelnadel ausgestattet, verbindet er einzelne Ästchen mit einem geschickten Knoten. Was da entsteht sieht toll aus. Er merkt unser Interesse und fängt an zu berichten. Einen großen Drachen hat er auf diese Weise hergestellt. Es ist das Wappentier der Stadt und hängt im Chateau des Nachbarortes. In einer Mappe zeigt er uns seine Referenzen. Es sind Dinge der Innenausstattung von Wohnungen, bspw. Türen eines Badschranks. Und dann kommt der Clou – voller Stolz fragt er uns nach Christian Lacroix, ob wir ihn kennen. Ich muss passen, stelle aber dann fest, dass es ein sehr bekannter französischer Modedesigner ist. Für ihn arbeitet er. So entstehen afrikanische Gesichter als oberer Teil einer Tasche. Mit denen sind dann die Damen auf dem Laufsteg unterwegs. Da bin ich platt. Wir kaufen ihm eine Art Reusengeflecht ab. Was wir damit anstellen ist noch nicht ganz klar. Aber eines steht fest. Wenn wir nach Hause kommen, soll es auch da eine komplette Umgestaltung geben. Ein weinig neues Design aus Frankreich wird wohl der Anfang dafür sein. >Grit<


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