Le Baux-de-Provence

In Frankreich gibt es eine interessante Klassifizierung. Mehrfach ist mir schon aufgefallen, dass die Einträge zu bestimmten Orten mit „Schönstem Dorf Frankreichs“ ausgewiesen wurden. Zu so einem Fleckchen wollen wir heute hin. Das Auto ist zu einem sensationell günstigen Preis schon gemietet und wir starten ins Landesinnere.
Mit unserem schnucklig kleinen C1 reiten wir in die Berge ein. Weißer Kalkstein und dunkelgrüne Pinien, ich bin begeistert von dieser Naturinszenierung – zumal es meine Lieblingsnadelbäume sind. Wir laufen zum Chateau, was trotz dieser touristischen Saure-Gurken-Zeit sehr gut besucht ist. Die kleine Ansiedlung vor den Ruinen des Schlosses ist auf ihre Besucher vorbereitet. Alle schönen Dinge der Provence warten in den Lädchen, um als Mitbringsel nach Hause getragen zu werden. Die kleinen weißen Kalksteinhäuser sind einzig für uns Touris hergerichtet. Trotzdem ist es wirklich romantisch anzusehen. In den Gemäuern des Schlosses kann man die riesigen Höhen der Räume an Hand der Fragmente von Spitzbögen, Treppen, Fenstern oder anderen Details erahnen. Der Luxus eines deutschen Audioguides hilft sich den Lebensalltag hier vorzustellen. Ich blicke von der Burg in die Weite der Landschaft. All meine Klischees der Provence breiten sich vor mir aus, ockerrötliche Flächen der abgeernteten Weinstöcke, puschelige in Reihe gepflanzte Olivenhaine. Am Horizont ist das Meer zu erahnen. Durch meinen Ohrflüsterer erfahre ich, dass hier Bauxit abgebaut wurde. Das braun-violette Mineral bekommt sogar den Namen der Region le Baux. Aus ihm kann Aluminium gewonnen werden.
Wir schlendern zurück und freuen uns über die liebevoll gestalteten Freiflächen – Rosmarin und Lavendel wechseln sich in Ornamenten gepflanzt ab. Das muss im Herbst ein Augenschmaus sein. Ich sauge alles auf und freue mich nochmal über dieses herrliche Eckchen von Frankreich. Mir wird so insgeheim bewusst, dass ich vor der Reise dem Land nicht meine größte Sympathie entgegengebracht habe – es war mir irgendwie zu manieriert schon allein der Sprache wegen. Doch irgendwie muss ich feststellen, dass sich da so eine stille Liebe entwickelt. >Grit<


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