Und wieder starten wir von Arles, diesmal zu unserem letzten Ausflug ans Mittelmeer. Ein Stück entlang der Petite Rhone kommen wir über eine Schleuse in den Canal du Rhone a Sète. Unser Ziel ist die 90 km entfernte Hafenstadt Sète. Die Kanalfahrt entlang der Mittelmeerküste spart nicht an Reizen. Flamingos, Reiher, Bisamratten, weiße Wildpferde und Vogelschwärme am Himmel. Die Sonne liegt tief und der Blick über die flache Wasserlandschaft fängt sich an entfernten Gebirgsketten am Horizont.
Die erste Zwischenstation ist Eigues Mortes, eine mittelalterliche, streng gegliederte Stadt, von einer hohen Stadtmauer umgeben, gemütliche Gassen. Wir gönnen uns einen Kir (Cassissirup mit Weißwein, französisches Nationalgetränk). Am Abend lesen wir von dem 5 km entfernten, größten Sportboothafen Europas und beschließen einen Besuch am nächsten Tag. Der Hafen liegt direkt am Meer und hat leider nichts weiter zu bieten als endlose Reihen von Segelbooten à la couleur und hässliche Bettenburgen.
Dann geht es weiter zum entferntesten Punkt unserer Reise – Sète. Der Kanal endet in einem großen Binnensee der gleichzeitig der Beginn des Canal du Midi ist, welcher weiter führt bis zum Atlantik – ein schöner Gedanke – einfach weiter so, aber es geht leider nicht. Ein anderer Kanal bringt uns durch die Stadt zum Hafen. Es gilt einige bewegliche Brücken mit aberwitzigen Winteröffnungszeiten zu durchfahren. Wir entscheiden uns für den Weg durch den Industriehafen, auch wenn es uns ein mulmiges Gefühl verschafft. Nein – diesmal keine Polizei. Im Hafenbecken durchfahren wir eine verwirrende Gruppe roter Bojen. Vor uns zeigt sich das Ziel – ein riesiger Segelhafen. Plötzlich stockt die Corsica – was ist das! – wir laufen auf Grund, aber wieso, mitten im Hafenbecken. Vorsichtig den Rückwärtsgang – nur keine Steine! Das Bott sitzt fest. Vorwärts, rückwärts, vorwärts – nichts zu machen. Ich gebe mehr Gas, dann Vollgas und langsam bewegt sich die alte Dame. Nochmal Glück gehabt. Zur Belohnung empfängt uns der Sportboothafen mit allem Komfort: Strom, Wasser, Duschen, Mülltonnen, einfach alles was die Bootis so brauchen.
Am nächsten Tag regnet es ohne Pause, wir ziehen uns an und beobachten ein grandioses Spektakel an Wellen und Gischt vor der Kaimauer des Hafens. Die Stadt zeigt ein emsiges Treiben am Freitagabend, die Fischerboote bringen ihren Fang an Land. Hier gefällt es uns und wir bleiben noch einen Tag.
Auf dem Rückweg – wieder Richtung Arles – gibt es nun nicht mehr viel Neues zu entdecken, wir genießen die Landschaft. Plötzlich vor uns ein rotes Licht und ein Schleusentor geschlossen, was ist das!?! Wir machen fest und schauen uns die Situation von Land an. Ein Fluss aus den Bergen mit einer reißenden Strömung kreuzt unseren Kanal, der durch zwei Tore versperrt ist. Wir rufen den VNCF an, eine freundliche Dame erklärt uns in einem Gemisch aus Französisch und Englisch, dass die Weiterfahrt wegen Hochwasser bis auf Weiteres nicht möglich ist. Vielleicht wird morgen wieder aufgemacht. Wir setzen uns auf die Fahrräder und fahren in das 5 km entfernte Eigues Mortes. Doch am nächsten Tag bleibt das Tor zu. Wir üben uns in Geduld, ein Umweg geht nur über das Meer und das kennen wir schon… >Gunter<
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