Heute steht Tarascon auf dem Plan. Ich habe vorher recherchiert und freue mich auf die Stadt mit der Festung und ihrer Geschichte, die es zu erkunden gilt.
Alle Utensilien sind auf dem Fahrerstand platziert. Gunter ist nochmal zur Kontrolle in den Maschinenraum abgetaucht. Er wird fix eine Schelle anziehen. Das hatten wir uns gestern angeschaut. Vom rechten Motor tropfte etwas Kühlflüssigkeit in die Bilge. Kein Problem – schnell erledigt.
Ich bin etwas ungeduldig und schaue selber nochmal zu ihm runter.
Ruhe im Maschinenraum. Da sehe ich das Malheur. Unser Kühlmittel fließt aus der Gummimanschette. Ohne Kühlmittel – keine Weiterfahrt.
Gut – was ist zutun? Wo bekommen wir neues Kühlmittel, eine Schelle und evtl. eine neue Gummimanschette her. Weit und breit gibt es keinen geöffneten Hafen mit dem entsprechenden Service. Eine neue Hürde zeigt sich. Der Behälter zum Nachfüllen befindet sich hinter unserer mit dem Schiff fest montierten Sitzgruppe. Es wird notwendig den ganzen Salon auseinander zu bauen. Das Boot sieht aus wie vor 10 Monaten – eine große Baustelle. Wir schieben und zerren, finden ständig neue Punkte, an dem die Sitzmöbel befestigt sind. In unserer Rage gibt es einen unbedachten Moment und Gunter stürzt auf die Metallkanten des Loches vom geöffneten Maschinenraum – Schrecksekunden. Kurze Stille, fluchen. Er ist nicht mit dem Kopf oder Hals aufgekommen, konnte sich abfangen. Wir hatten verdammtes Glück.
Der Weg ist nun frei. Jetzt muss nur noch die Schraube der Einfüllstutzens geöffnet werden. Keine Chance – alles ist festgerostet und bewegt sich keinen Millimeter. Trotz unseres Wundermittels WD 40, dass kräftig an der Stelle zum Einsatz kommt, geht nichts. Es ist zum Verzweifeln.
Ein Klempner wäre jetzt die Lösung. Wir googeln nach „Plombier“. Wir finden nichts Passendes. Dann vielleicht doch ein Baumarkt und in Ossi-Bastler-Mentalität nach Hilfsmitteln Ausschau halten. Wir radeln mit unseren kleinen Klappfahrrädern quer durch die Stadt ins Industriegebiet. Natürlich ist gerade Mittagszeit. Zwei Stunden hat der Laden zu. Wir stehen vor verschlossenen Türen und schwirren zur verordneten Zwangspause in die nächste Gaststätte ein.
Endlich 14 Uhr – der Baumarkt öffnet und wir sind mit unserer ganzen Kreativität gefordert. Letztlich kaufen wir eine Handvoll Einzelteile, die wir als Konstrukt verbinden wollen. Sie sollen als Verlängerung des Schraubenschlüssels zum Einsatz kommen.
Ab nach Hause aufs Boot. Es wird alles zusammengeschraubt, der Hebel angesetzt und… Sie bewegt sich. Juchhu!!! Beim genaueren Betrachten der Verschraubung sehen wir, das WD 40 hat seine Arbeit vollbracht und die rostige Verbindung gelöst. Es brauchte einfach seine Zeit, eh es sich durch die Windungen gearbeitet hatte. So passt wieder alles zusammen. Manches dauert eben. Es dämmert mittlerweile. Unsere Tagesbilanz zeigt zwei faustgroße Blutergüsse, einen lilagequetschten Fingernagel und jede Menge Bootserfahrung. Ein ganz normaler Tag halt. Es ist nie sicher, wie er sich entwickeln wird… >Grit<
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