Wir sind noch unterwegs in den Süden. Es ist nicht mehr so, wie es noch im Oktober war. Im Wetterbericht hören wir von den Regenfällen im Süden der Alpen, den Überschwemmungen und Erdrutschen – nicht weit weg von uns. Hier gibt es ein paar Tage Regen und das wars. Doch wir haben von den Tücken der Rhone gehört und ich beginne, mich für Pegelstände und Durchflussmengen zu interessieren. Nach einer Weile finde ich die richtigen Seiten im Internet und kann mir nun täglich ein Bild machen. Wenn die Zuflüsse der Rhone aus den Alpen zu viel Wasser führen, steigt die Durchflussmenge schnell um ein Vielfaches und die Strömung wird zur Gefahr. Ein Thema, was uns noch auf der Rückreise stromaufwärts interessieren wird. Bis jetzt ist alles ruhig. Aber wir machen Bekanntschaft mit einem anderen Phänomen. 50 km vor Avignon passieren wird nach 2 Stunden Wartezeit die letzte Schleuse, es dämmert. In unserer Wasserkarte hatten wir 3 km stromabwärts einen Anleger ausgemacht, der den einzigen Nachtplatz weit und breit bot. Wir erreichen die Stelle im Dunkeln. Innerhalb von Sekunden kommt ein starker Wind aus Norden auf, der uns bei der ohnehin schon starken Strömung noch schneller flussabwärts treibt. Diese Herbststürme aus dem Norden heißen Mistral und sind typisch für das Rhonetal im Winter. Längs des Flusses bildet sich schnell eine Halbmeterwelle. Bevor wir die Anlegestelle im Dunkeln erkennen können, sind wir schon vorbei. Doch was ist das! Eine 3 m hohe Kaimauer und einige Pfähle im Wasser, das wars, kein Anleger. Wir versuchen zu drehen und stampfen mit Vollgas stromaufwärts gegen den Wind. Grit steht auf Deck und leuchtet mit der Taschenlampe die Kaimauer ab. Wir finden eine eingelassene Stahlleiter und machen nach mehreren Anläufen fest. Zwei weitere Leinen befestigen wir an einem Verkehrsschild und dem Geländer der Kaimauer. Alle 11 Fender werden zwischen Schiff und Mauer geschoben. Gerettet! Aber wo ist der Steg, wir vermuten – abgebaut – Saison beendet. Im Inneren des Bootes hört man die Wellen gegen den Stahlrumpf schlagen – klong, klong – gute Nacht.
Das ist wohl nur ein Vorgeschmack auf das was uns noch erwarten soll. Inzwischen sind wir auch allein unterwegs, Mitreisende, Bootsnachbarn denen wir noch vor Wochen häufig begegnet sind, fehlen. Und das wird wohl die nächsten Wochen auch so bleiben.
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