Avignon

oznor

Denk ich an Avignon, geht sofort ein Lied im Kopf dazu an: „…sur le pont d´Avignon…“ und als Bild schiebt sich der schwarze Pagenkopf vom „Spatz der Stadt“ vors geistige Auge.
Punkt! Mehr gibt es dazu in meinem Gedächtnis nicht zu finden.
Doch wir gleiten mit dem Boot langsam an der Silhouette der Stadt entlang und können in den für diesen Landstrich typisch cremefarbenen Stein eine gewaltige Stadtmauer, Türme, einen Palast und kurz vor dem Ziel sogar die besungene Brücke ausmachen. Es ist bilderbuchmäßig, die Abendsonne gibt ihr Bestes.
Wir haben einen genialen Anleger – er ist direkt neben der Altstadt. Am nächsten Tag wollen wir die große Unbekannte uns zu eigen machen.
Ganz klar – es soll in den Palast gehen. Der Weg dorthin ist schon herrlich. Die Stadt ist umgeben von einer fast komplett erhaltenen Stadtmauer. Ein kleiner seitlicher Durchbruch verschafft uns den Zutritt. Über hell polierte Wegplatten wandeln wir entlang an jeder Menge Lädchen vorbei. Ich bin schon sehr begeistert von einer so individuellen Infrastruktur. Ein großer mit Platanen umsäumter Platz präsentiert uns den Palast. Zum Erkunden des Gebäudes gibt es am Eingang einen Audioguide in deutsch – juchhu! Er ist wirklich gut aufgebaut und nimmt uns mit auf eine Zeitreise. Jeder der Räume wird Dank dieser kleinen technischen Hilfe mit Leben erfüllt. Für mich ist neben dem geschichtlichen Hintergrund, die Gestaltung der Wände das Ergreifendste. Auf dunkelblauem Grund sind ca. 8 Meter hohe, sehr filigrane Blütenranken aufgemalt. Versteckt, kann man bei genauerem Hinsehen allerlei Getier im Blattwerk entdecken. Der Boden ist mit orangeroten kleinen Keramikkacheln belegt. Generell ist in den Räumen die Farbenpracht und der Ornamentschmuck ein Fest fürs Auge. Wir erfahren, dass sich im 14. Jhd. die Päpste in Avignon niederließen und im großen Stil den Ausbau der Palastanlage vorantrieben. Mit deren Ansiedlung lockte es neue Einwohner in die Stadt. Damit wuchs sie rasch, so dass es bald die alten romanischen Stadtmauern sprengte und die gewaltige Befestigungsmauer, die heute noch so prächtig erhalten ist, gebaut wurde.
Die Anlage vereint eine Vielfalt handwerklicher Künste, die Teil dieser Zeit waren. Ein Hauch der Atmosphäre scheint man in den Gassen noch heute zu verspüren. Man findet sie in Künstlergeschäften, der Rue des Tenturiers – der Färberstraße, den Papiermachern und letztlich auch in den modernen Ausmalungen zugemauerter Fensteröffnungen. Avignon ist keine fein geschliffene Stadt aber in ihrer Kleinteiligkeit an jeder Straßenbiegung für eine Entdeckung zu haben.
>Grit<


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