Richtung Süden

oznor

Eine lange Kanalfahrt ist geschafft. 164 Schleusen und 412 km Kanäle liegen hinter uns. An der Einmündung zur Saone bauen wir schnell unser schwarzes Verdeck wieder auf. Die letzten Wochen mussten wir wegen der niedrigen Brücken mit einem Cabrio unterwegs sein. Nun zeigt sich auch hier im Süden der Herbst und wir sind froh über den Schutz vor Regen, Sonne und Wind. Denken wir zurück an die Kanalfahrt, waren die Tage unterwegs geprägt vom Schleusen und der ständigen Sorge um die verstopfte Motorkühlung die uns das schmutzige Kanalwasser bescherte. Aber viel wichtiger war diese herrliche Landschaft mit den Weinbergen, Flussauen und den idyllischen Orten entlang des Kanals. Wir haben versucht möglichst viel von der Kultur und Geschichte der Menschen hier mit zu bekommen. Aber wir waren auch nie allein, ich erinnere mich an unseren Freund Murat, der uns das Kirtrinken beibrachte und der seit 18 Jahren als Deutscher in einer Kleinstadt an der Mündung zur Saine lebt. Ich erinnere mich an schöne Stunden mit unseren Freunden, die einen Teil der Strecke mit uns gefahren sind und an unsere englischen Bootsnachbarn, mit denen wir unsere katastrophalen Englischkenntnisse trainierten. Jedenfalls können wir unseren Wortschatz aus gefühlten 56 Vokabeln ohne Einschränkungen einsetzen. Das Problem der Sprache begleitet uns jeden Tag auch wenn die Menschen hier durch ihre Herzlichkeit und Kontaktfreudigkeit dieses Problem teilweise überspielen. Wir lernen täglich eine halbe Stunde Französisch aber geht es einfach nicht voran.
Schauen wir nach vorn, genauer gesagt nach Süden. Die beiden großen Flüsse Saone und Rhone sollen uns an das Ziel der Reise bringen, den Hafen „Sankt Louis du Rhone“ am Mittelmeer. Die Reise geht schneller stromabwärts und Schleusen gibt es nur noch alle 20 km. Dafür müssen wir das Funkgerät wieder einschalten, um uns anmelden zu können. Mit einem vorher geübten Satz teils englisch, teils französisch versuchen wir unser Glück. Eine Rückantwort bekommen wir nie. Aber meistens tut sich nach 5 Minuten etwas. Wir gehen davon aus, dass die Schleusenwärter auf Grund unserer fantastischen Sprachkenntnisse vor Lachen vom Stuhl gerutscht sind und erst dann die Schleuse öffnen können. So kommen wir gut voran, um uns für die Rückfahrt mehr Zeit zu gönnen. >Gunter<


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