Gedanken im Kanal

Wir sitzen bei einem Glas Wein am 27. September in Briare, einem dieser letzten milden Spätsommerabende und lernen unsere tägliche Französischlektion. Unsere Fahrt läuft nach den Problemen der letzten Tage wieder in ruhigen Bahnen. Der erste Kanal nach der Seine war verkrautet, wir fuhren ständig durch einen Teppich aus Grasmaht, Ästen und Blättern. Die Motoren nahmen uns das übel. Die Kühlleitungen waren ständig verstopft und mussten auseinander gebaut und gereinigt werden. An einem Tag hatten wir keinen Schub, ich musste tauchen und die Schrauben von einem Kranz aus Schlingpflanzen befreien. Es kam die Sorge, ob das nun die nächsten 400 Kanalkilometer so weiter geht. Zum Glück sind wir nun auf sauberen Kanälen unterwegs. So hat wahrscheinlich jede „Kanalmeisterei“ ihre eigene Vorstellung von Natürlichkeit. Aber ich will nicht urteilen, wir sind hier zu Gast. Und das brachte uns schon einige schöne Begegnungen. In Saint-Mammes verabschieden wir uns von der Saine und finden einen kleinen Hafen mit deutsch sprechender Hafenmeisterin. „Am Samstag ist Tag der offenen Tür und es gibt viel zu sehen in unserem kleinen Ort!“ So blieben wir drei Tage und wir haben es nicht bereut. Viele Begegnungen mit interessanten Menschen, eine alte Peniche als Museumsschiff die einen Eindruck vom Leben der Kanalschiffer vermittelt, Stände mit Handwerkern, einer der wie Gutenberg mit Bleilettern kleine Kunstwerke druckt. Wir plaudern und erfahren von seiner Leidenschaft als Dozent für Typografie. Der Nachbarort bietet eine phantastische mittelalterliche Kulisse mit Kirche, Mühle und Steinbrücke über die wilde Loing. Wir finden Zeit zum malen, genießen die Spätsommersonne und kommen an ohne das Gefühl, gleich weiter zu müssen. >Gunter<


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