Amsterdam

Die Sonne geht auf und ich bin schon wach. Wir wollen heute zeitig nach Amsterdam aufbrechen. Amsterdam – das Chanson von Jacque Brel klingt mir in den Ohren.
Es dauert nicht lange und wir sehen die Stadtsilhouette am Horizont. Die Ankunft hier ist ein größeres Etappenziel, fast 3 Monate sind wir unterwegs und haben 2000 Kilometer hinter uns.
Wir passieren eine Schleuse die das Ijsselmeer von dem Wasserlabyrinth der Stadt trennt. Kurze Zeit später erreichen wir den Sixhaven gleich gegenüber dem Bahnhof Amsterdam Central. Er empfängt uns mit einem großen Schild: „Ingang slechts van 12 uur“. Wir müssen uns also noch 2 Stunden herumdrücken bevor wir eingelassen werden. Hinter uns begegnen sich mehrere Berufsschiffe und Fähren und erzeugen einen heftigen Wellengang. Ich versuche zu wenden, das Schiff dreht sich in die falsche Richtung. Die Motoren verursachen ein eigenartiges Geräusch, irgend etwas ist nicht in Ordnung. Wir versuchen mit großer Mühe einen nahegelegenen Schleusenwarteplatz in einem Seitenarm zu erreichen und legen an. Ich packe das Werkzeug aus. Bitte nur keinen Getriebeschaden geht es mir durch den Kopf. Im Motorraum ist nichts ungewöhnliches zu erkennen, ich schaue mir die Steuerung mit den Bowdenzügen an und da sehe ich den Fehler: eine Schraube hat sich gelöst, einer der Züge ist herausgerutscht. Erleichterung – das krieg ich hin. Pünktlich 12 Uhr fahren wir in den Hafen ein und ein leerer Platz erwartet uns.
Am nächsten Tag holen wir Grits Eltern vom Bahnhof ab, sie werden uns für eine Woche begleiten. Eine Fähre bringt uns über den großen Kanal zum Hauptbahnhof. Im Fünfminutentakt spuckt ein raumschiffähnliches Fährschiff hunderte Radfahrer und Passanten aus und saugt gleich ebenso viele wieder ein. Kurze Zeit später folgen wir dem Menschenstrom zu den Bahnsteigen. Doch was ist das! Eine riesige Barriere mit piepsenden Scannern lässt nur Reisende mit Ticket zu den Bahnsteigen. Wie sollen wir hier jemanden abholen? Ein kurzer Blick nach rechts und links und wir drängeln uns dicht hinter einem Fahrscheinbesitzer durch die Schranke, geschafft.
Die Tage in Amsterdam vergehen wie ein Rausch. Stadtbummel bei 35 Grad, Milchshakefestival der Schwulen und Lesben, Museen und Jazzmusik im Park. Eine moderne Stadt die uns fordert.
Wir brechen auf in Richtung Rotterdam über die Staande Mastroute, ein Kanalweg mit beweglichen Brücken für die Segler. An der ersten Brücke kurz nach dem Hafen macht uns der Brückenwärter klar: die Brücken bleiben wegen der Hitze geschlossen. Wir fragen wann es weitergeht und bekommen die Antwort: „Das kann eine Woche dauern“. Juhu!


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