Es ist wunderbares Wetter, wir starten das letzte Mal von Frankreich aus auf die deutsche Seite des Rheins. Der Anruf bei der Schleuse belohnt uns mit einer freien Einfahrt, alles ist vorbereitet, reibungsloses Überschreiten einer imaginären Grenze!
Wir sind unterwegs in einem Europa, dass es uns wirklich einfach macht. Wir nutzen das unkomplizierte Reisen, denke ich an Tim, wird es vielleicht das Praxissemester im Ausland sein.
Durch meinen Kopf rauschen die vielen kleinen flüchtigen und auch die intensiven Bekanntschaften in den Häfen der verschiedenen Länder. Ich schmunzle in mich hinein beim Ablauf meines emotionalen Kurzfilmes. Wir wollen sie pflegen und halten diese Kontakte. Ich empfinde sie als wertvolles Geschenk, eine Chance immer wieder den eigenen Blick zu den Lebensdingen auf Abstand zu halten.
Dankbarkeit macht sich breit, bei diesem Rückblick fühle ich mich wirklich sauwohl.
Gestern waren wir zu Gast im Europaparlament. Es war der zweite Anlauf. Unser Vorhaben am Samstag hatten die „Gelbe Westen Proteste“ vor dem Haus gestoppt.
Aber ich will diesen Besuch. Ich empfinde ihn als logisches Muss, gerade jetzt, wo sich die Reise dem Ende nähert.
In einer kleinen Gruppe werden wir durch die Gänge des Hauses geschleust. Zwei junge Mädchen erklären den Ablauf dreisprachig. Als dann ein spanisches Pärchen nachfragt, bekommt es die Antwort in seiner Muttersprache fließend.
Unser Ziel ist der Plenarsaal. Der ausgehändigte Multimedia-Guide hält in 24 Amtssprachen einen Überblick zu den Aufgaben des Europaparlaments bereit. Mich beeindruckt die Info zu den Parlamentariern, die aus den unterschiedlichsten Berufen kommen.
Den verschiedenen Filmen ist eines gemeinsam – man merkt ihnen das Bemühen an, Nähe zu vermitteln. Bei den wichtigen Zielen der Zusammenarbeit der so unterschiedlichen Länder sticht mir eine Formulierung besonders ins Auge. Die Bekämpfung der Intoleranz.
Ich sauge es auf und bin wieder bei unseren Franzosen. Unbewusst ist die Zeit in diesem Land unsere längste geworden und damit wohl auch intensivste Auseinandersetzung mit der Kultur. Die letzten Wochen sind wir viel mit den Themen der zahlreichen Kriege beider Staaten konfrontiert worden. Man geht damit aktiver um, als bei uns. Wieviel hat man sich angetan auf Grund von anderen Ansichten und Auffassungen. Aber wieviel ist auch geschehen, dass bspw. eine Straßenbahn zwischen Strasbourg und Kehl zwei unterschiedliche Länder ganz selbstverständlich verbindet.
Es tut gut in dieser Zeit zu leben und es ruft mich auf, behutsam und aktiv mit diesen Werten umzugehen. >Grit<
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