Bootsalltag im Januar

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Der Wecker Klingelt. Es ist 6:30 Uhr und dunkel. Auf der Zudecke ein feuchter Teppich durch den Atem, es sind 3 Grad im Boot. Ich schleiche zur Heizung und verschwinde wieder im Bett. Langsam wärmt sich die Luft. Um 7 stehen wir beide auf, es gibt den ersten Kaffee und der Tag beginnt. Jeder sitzt an seinem Laptop und tut fleißig. Nebenbei wird das Wetter, die Route und anderer organisatorischer Kram besprochen. Gegen 10 wird das Frühstück bereitet, Schalen mit Obst und Gemüse geschnippelt für den Hunger unterwegs. Nebenbei ist französische Musik oder MDR aktuell im Radio zu hören. Die Stimmung ist gut und wir wundern uns, es ist schon halb zwölf. Rein in die Reizwäsche (Thermounterhose mit langen Kniestrümpfen), Leinen los und ab geht’s – nein – der rechte Motor springt wieder nicht an. Ich verwinde mit dem Schraubenzieher im Motorraum und führe einen kurzen Disput mit dem Anlasser, dann geht es, ist ja auch nur ein…

Heute 10 Schleusen, geht ja, und 25 km. Herrliche Landschaft, das Wohlgefühl wird unterbrochen von einem röchelnden Auspuffgeräusch, bitte nicht, ich verwinde wieder im Motorraum, rechter Motor aus, ich reinige den Kühlwasserfilter, weiter geht’s.

Die Fernbedienung für die Schleusen ist schon eine tolle Sache – wenn sie funktioniert. Wir rufen die Notnummer an und irgendwann kommt ein weißer Kleinbus, der Servicemann spricht natürlich französisch und kein Wort englisch, doch er kann uns helfen. Wir kommen nach einer Stunde weiter aber es wird dunkel. Nach der 8. Schleuse geben wir auf, finden einen guten Platz und machen die Leinen fest. Reicht für heute, die Heizung fährt hoch.

Ein kurzer Bummel durch das kleine Städtchen, in dem wir gelandet sind. Die Straßen schimmern noch im Weihnachtsschmuck. Wir finden die einzig offene Bar, zwei Kir, die Menschen sind freundlich.

Dann sitzen wir unter Deck, genießen die Heizung und bereiten das Abendessen vor, es gibt eine Mischung aus Gemüse und Fleisch mit viel Kräutern der Provence in der Pfanne zubereitet. Ich gönne mir eine halbe Stunde mit Blick nach innen. Grit arbeitet an Ihrer Kollage, ich später an der Kreditkartenabrechnung. Um 10 ist Kinozeit, es kommt „Die letzte Fahrt“, eine tragische Geschichte über einen Rheinschiffer. Die Augen werden nach einer halben Stunde schwer. Halb zwölf ist das Boot dunkel. >Gunter<


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