Paris, la belle et l’ombre

Sollte ich über Paris schreiben? Ein wenig abgedroschen ist das schon – jeder findet die Stadt toll, sie hat das Image überhaupt, als Ort der Liebe, wurde sie vielfach besungen, gezeigt und bestaunt. Ja, ich tue es, weil es einfach Spaß macht hier zu sein.

Begonnen hat unsere Ankunft bühnenreif. 8 Schleusen sind kurz hintereinander zu überwinden, um ins Herz der Stadt zu gelangen. Sie hatten ihre beste Zeit wohl zur Errichtung des Eifelturmes. Nur ein uralter Fleischerhaken in der grünglibbrigen Schleusenwand dient der notdürftigen Befestigung der Boote. Es strudelt uns die ersten sieben Schleusen schon ordentlich. Unterbrochen wird das Ganze nur durch graue Eindrücke am Kanalrand. Junge Afrikaner hausen hinter einem Gitter auf der Rückseite eines stillgelegten Fabrikgebäudes – eine Familie mit etlichen Kindern lebt in einem halbkaputten, mit Planen verhangenem Wohnwagen – die Kanäle selber sind voll mit Plastikmüll. Dann kommt Schleuse Nr. 8. Dazu fahren wir in ein Vorbecken, dass den Katakomben alle Ehre macht. Das „mittelalterliche“ Gemäuer nimmt uns auf und wir schauen in einen ca. 12 Meter dunklen Bottich nach oben zum Tageslicht. Die Türen schließen sich. Wir haben noch nichts Brauchbares zum Festhalten gefunden. Der Whirlpool rauscht los und das Boot kracht an die Wände. Irgendwann ist es dann endlich vorbei, die Tore öffnen sich und wir fahren aus der Unterwelt in eine Spaßwelt. Krasser kann der Unterschied wohl kaum sein. Schicke Sonntagsflanierer lustwandeln an unserem Hafenbecken entlang, rote Miniboote schippern vorbei, Bars und Sonnenschirme bilden eine entspannte Wohlfühlatmosphäre der Wohlstandsgesellschaft. Cut: Nach einer Charmeoffensive beim Hafenmeister (Reservierungen waren einfach nicht möglich) bekommen wir tatsächlich sein o.k. für mehr als eine Woche. Jubel. Die Genusstage können beginnen. Wir wollen alles. Starten mit dem Louvre und seiner Mona Lisa, Delacroix´s barbusiger Marianne, das Symbol der franz. Revolution und der Freiheit. Den Eifelturm besteigen wir zu Fuß. Das riesige Stahlskelett löst Staunen aus. Wie bekommt man diese vielen Streben immer wieder gestrichen? Am Abend sollen wir ihn dann nochmal in einer 10 minütigen blinkenden Glitzershow bewundern dürfen.
Notre Dame ist wegen des bekannten Glöckners ein Muss. Auffällig sind die vielen jugendlichen Besucher. Hat hier die Film- und Musicalbranche ihren Beitrag geleistet?
Der Besuch des Panthèon war Tims Wunsch. Nach unseren intensiven Kirchentrips in jeder Stadt, tut mir diese weltliche Huldigung in so einem mondänen Gebäude richtig gut. Ich freue mich über die Energie und Aufbruchstimmung. Denkmäler und riesige Wandgemälde sind den Helden verschiedener Zeiten gewidmet bspw. Jeanne d`Arc – …da freut sich die Frau;) Wir lassen uns das Foucaultsche Pendel von unserem Naturwissenschaftsfan Tim erklären. Es bildet das optische Zentrum im Gebäude und weißt die Erdrotation nach.
Auch ein wenig Glamour wollen wir noch haben. So gibt’s das Schloss vom Sonnenkönig und als krasses Kontrastprogramm die Katakomben obendrauf. Ich fand´s gruselig im Pariser Beinhaus zwischen Millionen von Schädeln und Gebeinen unter der Erde entlang zu wandeln.
Garniert waren die Tage mit der mir liebgewordenen Alltagsroutine des morgendlichen Besuches der Boulangerie um die Ecke und den abendlichen Touren durch die kleinen Cafes und Kneipen. …aber die, scheinen die Franzosen genauso zu mögen, vielleicht ein Stückchen kommunikative Lebensart als Alternative zur häuslichen Zweisamkeit in Deutschland. >Grit<


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