Rotterdam ist eine Liebe wert

Überrascht, erstaunt, begeistert. Wow, was für eine geile Hafenstadt.

Sind in der Markthalle gelandet, einer dieser verrückten Bauten, die das Bild der dynamischen Stadt prägen. Das Gebäude gleicht einem kopfstehendem „U“ und ist umspannt von einer vom Boden beginnenden Kuppel. Der dadurch entstehende Raum ist komplett gestaltet mit überdimensionalen Früchten. Wegen dieser gigantischen Größe der Bemalung gab es wohl schon Vergleiche mit der Sixtinischen Kapelle. Es ist wirklich irre, hier sind die Erdbeeren so groß wie Einfamilienhäuser und das Getreide mit Ähren entspricht Kränen. Man staunt und knippst bis die Finger wund sind.
Aber wir wollen uns sputen, da das hier nur ein Zwischenstopp zur fixen Nahrungsaufnahme sein soll. Denn wir haben die letzte Runde bei der Reederei Spido, dem Unternehmen für Stadttouren gebucht an dem man in Rotterdam einfach nicht vorbei kommt. Die Fahrt ist perfekt, Superlicht und eine Tour mitten ins Herz der Stadt, dem Containerhafen. Ganz nebenbei bekommen wir die architektonischen Höhepunkte präsentiert. So können wir vom Wasser aus die Erasmusbrug, das Wahrzeichen Rotterdams bestaunen. Eine riesige Brücke die von nur einem Pylon getragen wird. Das so etwas statisch funktionieren kann, wenn ich es nicht sehen würde, könnte ich es nicht glauben.
Wir gleiten am 185m hohen Euromast vorbei, einem Aussichtsturm, der Wagemutigen zum Abseilen dient.
Bunte Kunst steht am Ufer – etwa vier Meter hohe gefaltete Kinderschiffchen aus Stahl und dann kommt er – der Containerhafen und es verschlägt mir die Sprache. Hautnah sind wir am Geschehen. Europas Größter hat wirklich viel zu bieten – endlose Containerreihen, gigantische Kräne, geschäftiges Treiben der Schiffe. Irgendwie wundert es mich, dass sie uns mit diesem Spaßboot mitten in das aktive Wirtschaftsgeschehen einlassen. Ich kann mich an dem Gewimmel nicht satt sehen. Fahren an den einzelnen Dienstleistern vorbei, ein riesiges Feld von Monsterstahlleinen breitet sich vor uns aus. Ein endloser Bereich diverser Anker säumt das Ufer. Wir kommen an den verschiedenen Hafenbereichen vorbei. Es ist ein Netz von Wasserarmen. Alles scheint in Beziehung zu einander zu stehen und zu funktionieren. Wir drehen und es geht wieder der Innenstadt entgegen.
Ein Highlight hat man sich für uns noch aufgespart. Zum Ende der Tour passieren wir den Ozeanriesen SS Rotterdam. Das stolze Passagierschiff war ehemals der Traumerfüller überhaupt. Auf der Holland-Amerika-Lijn ist es zu seiner Zeit als das größte in den Niederlanden gebaute Schiff unterwegs gewesen. Ganz klar, da will ich nicht nur dran vorbeifahren, da muss ich als Gast rauf.
Der Entschluss ist gefasst, nur das wie ist noch nicht geklärt. Bei unserer Erkundungsfahrt des Hafens, sind mir die kleinen quietschegelben Flitzer auf dem Wasser aufgefallen. Na klar so ein Wassertaxi muss es sein.
Runter vom großen Schiff und auf zur Suche nach diesen wippenden Pontons, den Haltestationen der Taxis. Wir stehen keine 3 Minuten auf den wabbernden Unterteilen, da kommt mit einer wilden Bugwelle das Taxi angebraust – wow! Als einzige Gäste saust der gutgelaunte junge Bursche auch sofort mit uns los. Mit 60 Sachen fliegen wir geradezu unserem Ziel entgegen. Es ist ein Riesengaudi. Für die „Bestückung“ der Gäste durch die gelben Flitzer gibt es einen Extrasteg weit unten am Bauch des Schiffsriesen. Ich komme mir über diesen tiefen Einstieg ein wenig illegal vor und habe das Gefühl das Schiff zu entern. Aber alles ist bestens organisiert und so kommt man wirklich nur auf das Promenadendeck mit dem Restaurant (alle anderen Etagen sind verschlossen, leider, ich habe es probiert). Ja so könnte es damals gewesen sein…Die Kellner sind stilecht in Uniform, in der Mitte ist ein überschaubar großes Becken für die Kinder zum Baden aufgestellt und es herrscht ein Nationalitätenmix, wie überall hier. Wohlfühlatmosphäre stellt sich mal wieder bei mir ein. Oh, dass ist so absolut mein Ding. Wir bleiben bis zur sogenannten „Blauen Stunde“, um wirklich das Besondere dieses Tages einzufangen. Unser Rückweg vom Schiff in die Stadt führt uns dann über die sogenannte Hurenbrücke. Im ehemaligen Chinatown wurde für die gesellige Unterhaltung der Matrosen gesorgt.
Das Sahnehäubchen des Abends bringt uns das ehemalige Hauptquartier der Holland-Amerika-Lijn. Wunderbar durch die Beleuchtung in Szene gesetzt, strahlt es diesen Charme der Jahrhundertwende aus. Von hier aus sind sie also gestartet. Insgesamt sollen es über eine Million gewesen sein, die den Schritt ihres Lebens wagten. Ich schlumpere am Pier entlang und kann noch eine Art Kunstobjekt erkennen. Es ist ein großes Regal mit den überdimensionalen Reisekoffern, Hüten und ähnlichen Utensilien. Ein laues Lüftchen trägt Musik herbei. Ein Pärchen sitzt mit den Beinen ´gen Wasser baumelnd auf der Mauer und blickt in die Weite… Zukunftsträume einer fernen Welt vielleicht… >Grit<


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