Es war eigentlich mehr ein Zufall. Irgendwann hielten wir so ein buntes Blättchen in der Hand, dass uns auf niederländisch irgendetwas Kulturelles mitteilen wollte. Wir müssen zugeben, diese Seite ist bis jetzt auf unserer Tour etwas unterbelichtet und so sind wir entsprechend hungrig auf jegliche Darbietung der angewandten Kunst.
Der Flyer lag neben dem Modell eines Eisbrunnens. Schon ungewöhnlich so mitten im Hochsommer. Beim tieferen Einstieg ins Thema erfuhren wir vom Projekt der 11 Brunnen. Jeder dieser Brunnen wird in einer anderen Stadt errichtet. Die Verteilung geschah nicht zufällig. Es sind die 11 Städte, die im Winter durch die Strecke der – wie wir bis jetzt natürlich nicht wussten – weltberühmten Eisschnelllauftour von 200 km verbunden sind – die Elfstedentocht (Elf-Städte-Tour). Sie gibt es seit 1890 und brachte bei ihrem letzten Mal 2 Mio. Menschen nach Friesland. Mit stolzer Brust und einem Augenzwinkern erzählen uns Einheimische, sie wäre ihre Tour de France. Voraussetzung sind allerdings 15 cm Eis, die nicht so oft zu schaffen sind. Für die Friesen jedoch kein Problem, denn dann wird halt portionsweise in jedem Ort, wo es einen kleine Strecke gibt dem Vergnügen gefrönt.
Zurück zur Brunnenidee: Die besondere Herausforderung für jeden Künstler liegt im Herauskitzeln des Typischen eines jeden Ortes. Unsere Künstlerin hatte sich für Dokkum gleich zwei prägende Themen ausgesucht. Das Weltliche war der Bezug zum strengen Winter 1963. Sie erinnert mit der Form des Brunnens an das zurückgehende Wasser der schmelzenden Nordsee. Die Stadt war ehemals eine wichtige Hafenstadt, bevor das Meer ging. Damals wurde der Handelsverkehr mit Spanien hier abgewickelt. Mit der Entscheidung zu den Landgewinnungsmaßnahmen, war der Bankrott der Stadt erklärt – dramatisch…
Den religiösen Bezug bringt sie über das Umfeld ihres Brunnens – die Bäume. Sie färben sich im Herbst blutrot und sollen damit an den Märtyrer Bonifatius erinnern. Er wurde in Dokkum ermordet. Er wollte im hohen Alter einen zweiten Versuch starten die Friesen zu bekehren. Fehlanzeige – kein Wunder, waren doch die damaligen Mittel nicht gerade zimperlich. Da haben die Friesen nicht mitgespielt…
Als Clou des Ganzen empfand ich die technische Umsetzung. Die Eisbildung und damit natürlich auch seine Form hängt von der Menge erneuerbarer Energie ab, die mittels Sonnenkollektoren erzeugt wird. Ich bin begeistert…und drehe den Flyer um, wo stehen die anderen 10 Brunnen? >Grit<
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