Es ist schon eine Weile her, da haben wir uns verabschiedet von der Ostsee, dem Wellenreiten bei Nebel und Sonne. Übrig bleiben schöne Erinnerungen und kleine Rostflecken auf dem Vorderschiff, Salzwasser mag das Stahlboot nicht. Von Lübeck aus landeinwärts wird es ruhiger. Wir durchqueren den Lübeck-Elbekanal, den Elbe-Seitenkanal und fahren westwärts auf dem Mittellandkanal. Das ist eine Routenänderung nach einem Gespräch mit unseren Bootseltern. Die Fahrt über die Nordsee mit Ebbe, Flut und Tide erschien uns als Unerfahrene zu gefährlich. Na gut, dann eben Kanalfahrt. Die Tage vergehen im gleichmäßigen Rhythmus. 6 bis 9 Uhr Büroarbeit, 30 min Sport, Frühstück, Bootsreinigung und los geht’s. Landschaften ohne viel Abwechslung ziehen langsam vorbei. Ab und zu begegnet uns ein Schleppverband mit Kohle, Kies oder Holz beladen. Ein Gruß, meistens erwidert und weiter Kanal, Kanal. Selbst die Schleusen bieten kaum Abwechslung – es gibt nur wenige, dafür aber richtig große. Schleuse Uelzen hat 23 Meter Hub, wir blicken aus dem endlos hohen Schleusenschacht in den Himmel.
Mit der Zeit laufen wir nicht mehr täglich einen Yachthafen an. Die Liegestellen der Berufsschiffer mitten in der Landschaft bieten häufig einen getrennten Bereich für Sportboote. So enden ruhige Kanaltage mit Abenden in einsamer Landschaft. Und dann kam Braunschweig. Wir machen in einer kleinen Marina fest und wollen uns die Innenstadt ansehen, ein paar Besorgungen stehen an. Die 6 Kilometer schaffen wir bequem mit dem Klapprad – glauben wir. Wir finden uns an einer endlosen 3-spurigen Ausfallstraße wieder. Der Radweg ist holprig bis gar nicht. Der Feierabendverkehr knallt mit gefühlt 100 Stundenkilometer an uns vorbei und die Straße nimmt kein Ende. Unser Kopf ist noch auf „Kanal“ geschaltet und will diesen Wahnsinn nicht aufnehmen. Braunschweig ist schön, aber wir müssen die 6 Kilometer wieder zurück. Was hat der Kanal nur mit uns gemacht? >Gunter<
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