Ein Wunsch für die Reise war, viele Kontakte zu knüpfen. In uns steckt eine tiefe Lust nach anderen Blickwinkeln. Gute Gelegenheiten bieten sich auf unserer Tour einige. Besonders leicht macht es uns die Corsica und letztlich auch unsere „Blindheit“ was das Bootfahren angeht. Denn zwischen den Skippern herrscht eine ausgesprochene Hilfsbereitschaft, was das Anlanden angeht. In den meisten Häfen ist es eine nette Geste, den Neuankömmlingen beim Anlegen die Leinen abzunehmen und somit das Festmachen enorm zu erleichtern. Kommt dann wie bei uns noch ein gewisses Chaotentum, auf Grund der fehlenden Übung hinzu, hat man schnell hilfreiche Tipps von mehreren Seiten und ist in Windeseile in ein nützliches Gespräch verwickelt.
Richtig gut hat das in den Häfen auf See funktioniert. Auf Hiddensee haben wir tatsächlich fröhlich segelnde Thüringer getroffen. Bei unseren neuen Gerarer Bekannten sprang sofort der Sympathiefunke über und so konnten wir neben dem Anlegeschwätzchen gleich noch einen gemeinsamen Sommerabend mit viel neuen Input verbringen.
Travemünde sollte der nächste Ort für solch eine wohltuende Begegnung sein. Auch hier war es das Anlegemanöver. Der arge Seitenwind, wollte uns partout nicht in die Parkbox einbiegen lassen. Wie gut, dass dort am Pier schon eine helfende Seele Ausschau hielt und gleich eine Alternative zum Festmachen für uns im Blick hatte. Das Boot ist schnell mit den Leinen an den Steg gebunden und es wird der Tradition des belohnenden „Anlegers“ – einem (in unserem Falle) gemeinsamen Sherry gefrönt.
Schon am ersten gemeinsamen Abend merken wir, dass es da Lebensläufe gibt, die uns neugierig machen. Gunter, als „dem frühen Vogel“ am Morgen und seinem herzlichen Abschiedswinken beim Ablegen der „Hoppetosse“, ist es wohl zu verdanken, dass wir für den nächsten Tag eine Einladung in ihr Wohnhaus erhalten.
Zweimal umsteigen und nach einer guten Stunde sind wir am Zielbahnhof. Dort wartet unser Gastgeber Klaus auch schon, um mit uns, wie die beiden selber sagen, ins outback zu fahren.
Nach einer kurzen Strecke durch die grüne Wohngegend stehen wir vor einem norddeutschen reetgedeckten Hallenhaus. Hier gibt es die erste Geschichte zum Haus. Zwei Kamine im jetzigen Wohnzimmer dienten ursprünglich der Räucherei. Im kleinen Nebenraum von ca. 12 qm hat eine ganze Familie Platz finden müssen, da die übrigen Räumlichkeiten für die Tiere vorgesehen waren. Es ist wirklich wunderschön und wir fühlen uns in so einem geschichtsträchtigen Haus gleich aufgehoben.
Stück für Stück und Geschichte für Geschichte entsteht eine wirkliche Nähe zu den Beiden. Eins ist klar, sie leben trotz ihres bürgerlichen Rahmens der Arbeitswelt, Uschi hat eine eigene Praxis als Ärztin und Klaus war lange Zeit Leiter eines Krankenhauses, ein sehr unkonventionelles Leben.
Ihre Ansichten sind einfach wohltuend menschlich, lebendig. Uschi ist in Sachen Boot und Co. die Mechanikerin und kennt sich bestens mit allen Dingen um Motoren und Technik aus. Bei Klaus gibt es im Lebenslauf ein Ereignis, dass uns noch einige Tage danach nicht loslassen wird. Er war Anfang der 70er Jahre als junger Chefarzt auf dem Sanitätsschiff „Helgoland“ im Vietnamkrieg. Und während er davon nur so kurz erzählt, wird bei dieser Art des Berichtens wieder klar, wo ihre Werte im Leben liegen.
Danke euch beiden, für diese wunderbare Erfahrung. Wir hoffen, dass sich unsere Wege nochmals kreuzen. >Grit<
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