Das Stettiner Haff ist größer als der Bodensee

… hatte ich nicht gewusst, hätte mich auch nicht interessiert, wenn wir jetzt nicht quer darüber hinweg müssten.

Wir verlassen Stettin an einem trüben Tag. Die Oder führt vorbei an großen Industriehäfen und einer riesigen Werft. Hier hat man ein Hochseeschiff in einen Bottich aus Stahl geschoben und vollständig eingerüstet. Kräne heben Schiffsteile in den Rumpf.

Dann ist es soweit, die Oder weitet sich zum Haff. Wir stellen uns vor, das westliche Ufer zur Orientierung in Sichtweite zu lassen. Falsch gedacht: endlose Reihen von Stangen mit roten Fähnchen versperren uns den Weg. Die Stellnetzfischer nehmen alles in Anspruch was außerhalb des großen Fahrwassers noch bleibt. So drehen wir ab Richtung Fahrwasser. Die Wellen heben sich bis zu einem Meter, die alte Dame beginnt in gleichmäßigem Takt auf und ab zu wippen. Ich denke an die Gläser in unserem Salonschrank. Plötzlich sehen wir aus dem Dunst ein Hochseeschiff auf uns zu kommen. Bevor ich überlegen kann, ob wir vor ihm vorbei kommen, ist es schon auf unserer Höhe. Ich drehe noch rechtzeitig senkrecht zu seiner Heckwelle. Die Corsica bäumt sich auf, wir sehen den Himmel und der Horizont verschwindet unter dem Schiff. Dann krachen wir auf das Wasser, eine Fontäne ergießt sich über die gesamte Reling. Dann das gleiche nocheinmal und noch einmal. Wir schauen uns an, die Wellen waren 2 Meter hoch. Ich denke nicht mehr an die Gläser sondern an den Schank – steht er noch?

Wir haben nun Respekt vor dem großen Wasser und den dazu gehörigen Schiffen.

Die nächsten Tage starten wir nach der Auswertung des „Windfinder“ gegen 6 Uhr, da ist noch Windstärke 2 und die ist angenehmer als 4.  >Gunter<


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