Podjuchy, die Eisenbahnklappbrücke

Es ist Montag, der 14. Mai und aufgeregt-fröhlich starten wir zur heutigen Etappe nach Stettin. Wie immer auf unserer Reise gibt es Erfahrungswerte aus 50 Jahre Lebenszeit, so z.B. die coolen Polenurlaube in der Lehrzeit – vier Mädels unterwegs, ausgestattet mit jeder Menge Handelsware, wie bspw. Salamis, um sich so den Urlaub zu finanzieren. Aber auch jede Menge Unbekannte ergänzen die Tagesformel. Eine davon heißt Podjuchy und ist die einzige Durchfahrt für uns. Wir haben immer die Gesamthöhe des Bootes zu beachten und die gibt uns bei Brücken öfters die Wege vor.

Da stehen wir also vor Europas einziger noch genutzter Eisenbahnklappbrücke und sie ist natürlich zu. Fahren wir also erstmal vor die Brücke, um uns zu zeigen. Vielleicht löst das ja eine Reaktion beim Wärter aus. Von unseren drei Wasserwegekarten wissen wir, dass es keine festen Öffnungszeiten gibt. O.k. keine Reaktion, versuchen wir es mit anlegen. Riesige Poller im Fluss, wahrscheinlich für große Ausflugsschiffe geschaffen, verhindern ein Anlegen. Verdammt, was nun. Ach klar, es gibt noch die Ankermöglichkeit. Noch nie ausprobiert und keine Ahnung ob das gute Stück klemmt, die Ankerkette lang genug ist oder, oder. Das alles wollten wir mal in einer gemütlichen Bucht ausprobieren. Na gut, wir haben keine andere Chance, probieren wir es also jetzt. Mit lautem Scheppern fällt der Anker nach unten, und fällt und fällt. Wir treiben zwischen zwei riesigen Stahlpollern umher. Einer davon nähert sich uns rasch. Aber wir erreichen ihn nicht, ein Glück. Es scheint funktioniert zu haben. Jetzt geht’s an die Kontaktaufnahme. Welche Vorwahl hat Polen? Brauchen wir die überhaupt oder sind wir schon im polnischen Netz?

Nach mehreren Fehlversuchen und der polnischen Ansage, dass diese Nummer nicht vergeben ist, kommt so langsam ein krummeliges Gefühl auf. Gibt es eine Alternative zur nichtöffnenden Brücke. Ja – drehen und zurück zu unserem Ausgangsort über Brandenburg zum Mittellandkanal.

Zeit vergeht, die Hoffnung fällt, Kaffee wird zur Überbrückung des sinkenden Stimmungsbarometers gekocht. Zwischendurch versuchen wir immer wieder mit ein paar polnischen Brocken (um unseren guten Willen zu zeigen), miserablen Englischsätzen und liebevoll-freundlich-deutschen Funksprüchen den Wärter zu erreichen. Die maximale Reaktion sind drei piepsende Töne eines Anrufbeantworters…

Und dann bewegt sie sich doch. Erst das langersehnte grüne Licht an der Einfahrt und dann tatsächlich wird die Brücke nachdem drei Züge knatternd über die Gleise gerumpelt sind, nur für unser eines Spaßsportboot geöffnet. Sieg – der Weg zur Ostsee wird freigegeben. Dziekuje (Schenkuje), du herrlicher Schleusenwärter und ein dreifaches Hoch, dass es weitergeht mit unserer Reise. >Grit<

 


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